Vorkommen

Natürliche Lagerstätten

Gips und Anhydrit finden sich – häufig in ausgedehnten Ablagerungen – in vielen Ländern der Erde. Sie sind durch Auskristallisation aus übersättigten wässrigen Lösungen seichter Meeresteile entstanden, wobei sich zuerst Carbonate, dann Sulfate und zuletzt Chloride in der Folge ihrer Löslichkeit abgesetzt haben.

Gips- und Anhydritgesteine sind in den geologischen Perioden des Perm – wozu in Mitteleuropa der Zechstein gehört –, ferner der Trias – im Muschelkalk und im Keuper des Germanischen Beckens – sowie des Tertiärs anzutreffen. Die ältesten Vorkommen sind die des Zechsteins mit einem Alter von rund 255 Millionen Jahren. Die Gipse des Muschelkalks (Anis) sind durchschnittlich 239 Millionen Jahre alt, während die Keuper-Gipse (Ladin) noch etwa 7 Millionen Jahre jünger sind. In Deutschland finden sich Gipsgesteine des Zechsteins vor allem im Norden, während Muschelkalk- und Keupergipse weitgehend auf Süddeutschland beschränkt sind. Die vergleichsweise sehr jungen Gipse im Miozän des Tertiärs (Neogen, vor ca. 6 Mio. Jahren) stehen vor allem im Mittelmeerraum an; bedeutende Vorkommen gibt es jedoch auch im Pariser Becken und im Nida-Becken Polens.

In Deutschland finden sich Gipsgesteine des Zechsteins vor allem im Norden, während Muschelkalk­ und Keupergipse weitgehend auf Süddeutschland beschränkt sind. Der Rohstoff wird sowohl im Tagebau als auch unter Tage gewonnen. Wegen der hohen Qualitätsanforderungen der Gipsindustrie kommen für einen Abbau nur Vorkommen mit einem Reinheitsgrad von über 80% Gipsgehalt in Frage. Insbesondere auf einen möglichst geringen Gehalt gelöster Natriumsalze wird höchster Wert gelegt. Andere natürliche Beimengungen der Vorkommen, etwa Kalkstein, Mergel, Ton und gelegentlich auch Sand, Bitumen oder verschiedene Salze, werden sorgfältig und mit modernster Technik aus dem Rohstoff separiert.

Die größten Sulfatlagerstätten in Deutschland gibt es im Zechstein Niedersachsens, Thüringens und Nordhessens; insbesondere am Süd- und Westharzrand in drei verschiedenen geologischen Schichteinheiten. Traditionelle Standorte der Gipsindustrie bestehen beispielsweise in Nordhausen, Walkenried, Osterode und Stadtoldendorf. Die Rohstoffe hier sind von hoher Qualität mit Reinheitsgraden von über 90% Gipsgehalt. Die gewinnbaren Mächtigkeiten von 15 bis 70 m gewährleisten Lagerstätten mit großen Vorräten.

Wirtschaftlich bedeutende, hochwertige Naturgips- und Anhydritgesteine entstanden in Süddeutschland im Mittleren Keuper. Der Gips besitzt Reinheitsgrade von 84 bis 98% Gipsgehalt und ist damit auch für die Produktion von Spezialgipsen geeignet. Die hohe Qualität der Keupersulfate führt selbst bei geringer Mächtigkeit von nur 6 bis 11 m dazu, dass entlang der Keuperschichtstufe zwischen Nordfranken und der Schweizer Grenze an manchen Standorten zahlreiche Steinbrüche dicht nebeneinander im Abbau stehen. Tiefer im Berg liegt das Gipslager in anhydritischer Ausbildung vor.

Im Mittleren Muschelkalk Süd- und Norddeutschlands wird nur selten Gips abgebaut. Und wenn doch, dann wegen der hohen Überdeckung ausschließlich in Grubenbetrieben. Gipssteine des Oberen Buntsandsteins (vor ca. 245 Millionen Jahre) in Norddeutschland haben wegen unzureichender Qualität derzeit keine wirtschaftliche Bedeutung.


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